Sonntag, 28. April 2019

Gedanken zur Barmherzigkeit

Heute ist Barmherzigkeitssonntag. Leider wird dieses Fest häufig vergessen, weil viele Gemeinden an diesem Tag Erstkommunion feiern.

Ich finde es schön, dass es ein eigenes Fest gibt, um die Barmherzigkeit Gottes zu feiern. Immerhin gibt es keinen Tag im Jahr, an dem wir in besonderer Weise der Allmacht Gottes gedenken oder seiner Schöpferkraft oder seiner Weisheit. Aber heute feiern wir, dass Gott barmherzig ist.

Spätestens seit Papst Franziskus wird ja in der Kirche häufig von der Barmherzigkeit Gottes gesprochen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass das Wort "Barmherzigkeit" oft auch missverstanden wird.

Mir fällt immer wieder auf, dass das Argument "Wir müssen barmherzig sein, weil Gott barmherzig ist", häufig in Situationen gebraucht wird, in denen es um Moral geht. Wenn es um das Verhalten eines Menschen geht, dann wird Kritik gerne abgewürgt mit der Begründung, das entspreche nicht der Barmherzigkeit Gottes.

Die Tendenz geht heutzutage oft dahin, die Sünde kleinzureden. Nach dem Motto: "Ja, das entspricht nicht den Geboten Gottes, aber hey, nicht so schlimm, Gott ist ja barmherzig! Wir sollten nicht so gesetzlich sein!"

Aber hat Jesus auch so gesprochen? Nehmen wir mal das Beispiel von der Ehebrecherin, zu der Jesus sagt: "Ich verurteile dich nicht!" (in Kapitel 8 des Johannesevangeliums). Wie sind diese Worte zu verstehen? "Du hast zwar gesündigt, aber weil ich barmherzig bin, ist das nicht so schlimm. Mach einfach weiter wie bisher, ist schon okay, ich hab Verständnis für dich. Du hast es echt nicht leicht mit deinem Ehemann, wie sollte ich dir da verübeln, dass du eine Affäre hast?" Ist es das, was Jesus sagt?

Nein, Jesus sagt wörtlich: "Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" (Joh 8,11).
Jesus verurteilt die Frau nicht, sondern gibt ihr eine zweite Chance. Er spricht sie frei, nicht damit sie so weitermacht wie bisher, sondern um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen: "Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" Das heißt: "Du weißt jetzt, dass es falsch war - also ändere dein Leben und folge von nun an den Geboten!"

Jesus ist da ganz kompromisslos. Er sagt nicht: "Jetzt besprechen wir mal deine Situation und dann schauen wir, ob du den Ehebruch mit deinem Gewissen vereinbaren kannst..." Nein, er sagt ganz klar: Sünde ist Sünde, sie ist schlecht, und du sollst sie wirklich vermeiden.

Die Wahrheit zu verschweigen, weil sie unbequem ist, ist nicht Liebe. 

Wenn ich einen Schnittlauch zwischen den Zähnen habe, ist es mir lieber, jemand weist mich darauf hin, als dass ich stundenlang meinen Mitmenschen ein Schnittlauchlächeln schenke, bis ich das endlich mal merke oder mir die sowieso die Zähne putze.

Wenn jemand eine ansteckende Krankheit hat, ist es mir lieber, dass er mir das sagt, bevor ich ihm zu nahe komme und mich anstecke.

Warum stellen wir an einem Abgrund oder in einer heiklen Verkehrssituation Warnschilder auf? Weil es besser ist, Menschen die unbequeme Wahrheit zu sagen, als sie in ihr Verderben laufen zu lassen.
Es wäre eben nicht barmherzig, einem Wanderer zu verschweigen, dass er den Weg nicht weitergehen sollte, weil er sonst in den Abgrund stürzt.
Es wäre auch keine Barmherzigkeit, wenn Eltern ihrem Kind niemals sagen würden, dass es nicht auf die heiße Herdplatte oder in die Steckdose greifen darf.
Es ist auch nicht unbarmherzig, das Kind notfalls vom Herd wegzuziehen, bevor es auf die heiße Platte greift. Es im Namen der Freiheit und Selbstbestimmung hingreifen zu lassen, wäre grausam.

Worauf will ich hinaus? Ich will deutlich machen, dass Liebe und Wahrheit zusammengehören. Wenn ich sehe, dass jemand auf dem falschen Weg ist, dann ist es ein Werk der Barmherzigkeit, ihm das auch zu sagen.
Natürlich geht es nicht darum, dem anderen die Wahrheit wie einen Prügel um die Ohren zu hauen. Es geht nicht darum, den anderen zu erniedrigen, sondern ihm die Hand zu reichen und ihm zu helfen, wieder die richtige Orientierung zu bekommen.

Sünde schadet dem Menschen. Sie schönzureden und so zu tun, als würde die Sünde keinen Schaden anrichten, ist nicht barmherzig. Barmherzig ist, den Sünder nicht zu verwerfen, abzustempeln, zu verurteilen - sondern ihm zu helfen, von der Sünde loszukommen. Das ist der Weg Gottes, der Weg der Barmherzigkeit.

Samstag, 27. April 2019

Der Aberglaube erstaunlich vieler Theologen

Ich staune in der letzten Zeit nicht schlecht darüber, wie viel Aberglaube (zumindest in Deutschland, weltkirchlich ist das glaube ich gar nicht so verbreitet) unter den Theologen (d.h. denen, die es nun wirklich besser wissen sollten!) herrscht.

In letzter Zeit höre ich oft die Aussage: Frauen sollten zu Priesterinnen geweiht werden dürfen!

Bei diesem Satz ist aber die Grundannahme verkehrt. Denn die erste Frage ist nicht, ob Frauen geweiht werden dürfen, sondern ob sie es denn können.

Ich muss von vorne anfangen: Was ist die Priesterweihe?

Im Gegensatz zur Evangelischen Kirche, wo Pfarrer(innen) von Menschen ernannt werden, ist die Priesterweihe ein Sakrament.

Ein Sakrament ist eine äußere Handlung, die Menschen vollziehen, doch der eigentlich Handelnde ist Gott. Das mit den fünf Sinnen Wahrnehmbare ist nur ein äußeres Zeichen, das eben dazu dient, dass wir wahrnehmen, dass jetzt etwas Bestimmtes geschieht. Aber das eigentliche Geschehen des Sakraments ist für unsere Sinne nicht wahrnehmbar.

Ein Beispiel:
In der Beichte spricht der Priester dem Beichtenden die Vergebung Gottes zu. Aber es ist Gott, der die Sünden vergibt, nicht der Priester. Die Worte des Priesters sind das äußere Zeichen; die Vergebung Gottes ist aber das eigentliche Geschehen des Sakraments.

Ja, in den Sakramenten knüpft Gott tatsächlich sein Wirken an das Handeln des Menschen. Hier hat der Mensch eine große Verantwortung.
Deshalb sind die Sakramente etwas so Heiliges und es gibt genaue Kriterien, wann ein Sakrament "gültig" gespendet wurde, also ob hier Gottes Handeln tatsächlich stattgefunden hat.

Wenn nun also die Priesterweihe ein Sakrament ist, dann ist es Gott, der am Werk ist. Gott verwandelt den einfachen Mann, der die Weihe empfängt, in einen Priester, der ab diesem Zeitpunkt gewisse göttliche Vollmachten hat, wie z.B. das Bußsakrament zu spenden, also in Gottes Namen Sünden zu vergeben.

Sind die Bedingungen für ein Sakrament nicht gegeben, dann findet das Sakrament auch nicht statt. Um nochmal die Beichte als Beispiel zu nehmen: Wenn der Beichtende seine Sünden nicht bereut, dann kann der Priester zwar die Lossprechungsworte sagen, doch die Vergebung findet dann trotzdem nicht statt. Äußerlich sieht alles genauso aus wie in einer gültigen Beichte; doch der Mensch, der nicht bereut, empfängt das Sakrament der Vergebung nicht.

Wie ist das nun bei der Priesterweihe? Ich habe die Frage gestellt, ob Frauen denn zu Priestern geweiht werden können.

Die Kirche hat keinen Anhaltspunkt dafür, dass es möglich wäre. Gott hat (aus welchem Grund, das will ich hier gar nicht diskutieren, denn Gott ändert seine Entscheidung auch nicht, wenn wir sie doof oder sinnlos finden) ganz offenbar die Priesterweihe den Männern vorbehalten. Selbst Maria, die er über alle Apostel und überhaupt alle anderen Menschen erhoben hat, hat er nicht zum Priestertum berufen. Ob es uns schmeckt oder nicht, so hat der Boss das entschieden.

Das bedeutet für uns: Selbst wenn wir der Meinung sind, Frauen sollten die Priesterweihe empfangen dürfen, so können wir zwar die Zeremonie entsprechend durchführen - sämtliche Priester und selbst der Papst können einer Frau die Hände auflegen und sie zur Priesterin weihen wollen - es wird dennoch nichts geschehen.

Anders ausgedrückt: Die Kirche hat von Gott nicht die Vollmacht, Frauen zu Priestern zu weihen. Genauso wenig hat sie übrigens die Vollmacht, Tiere zu weihen - oder Engel. Die Priesterweihe ist männlichen Menschen vorbehalten. Das ist keine Diskriminierung der Engel, sondern eine klare Aufgabenverteilung.

So wie ein Mann keine Kinder gebären kann. Wir können, wie "Loretta" (siehe Filmausschnitt unten) darüber diskutieren, ob Männer gebären dürfen - sie können es halt einfach nicht. Das hat der Schöpfer so festgelegt. Das ist auch sein gutes Recht, es ist schließlich seine Welt.

Bitte nicht falsch verstehen:
Ich sage nicht: Weil Männer keine Kinder gebären können, können Frauen nicht geweiht werden. Das wäre Quatsch. Ich sage: Unser Schöpfer hat gewisse Dinge festgelegt, die wir nicht ändern können.

Und da wir sie nicht ändern können, hat es auch keinen Sinn, darüber zu diskutieren. Argumente für oder gegen das Frauenpriestertum aufzuzählen bringt nichts, weil die Sache längst entschieden ist - weil Gott sie entschieden hat und wir nichts daran ändern können.

Wir können natürlich Frauen erlauben, Priesterinnen zu werden. Aber weihen können wir sie nicht.
Zu denken, wir könnten es, ist Aberglaube. 


Hier nun also "Loretta" und die Diskussion um können und dürfen:


Freitag, 26. April 2019

Was ich alles wollen soll!

Es ist schon erstaunlich, was Leute meinen, was ich will. Oder wollen soll. Und wie schlimm es sei, wenn ich nicht wolle, was diese Leute meinen, was ich dringend wollen sollte.

Zur Zeit wird in Deutschland viel diskutiert über die Katholische Kirche und Frauen, bzw. über Frauen in der Katholischen Kirche.

Ich bin eine Frau (und zwar sehr gerne) und katholisch (ebenfalls sehr gerne) und wundere mich.

Da gibt es Frauen, die ihre Meinung nicht nur kundtun, sondern auch behaupten, dass alle katholischen Frauen dieser Meinung seien. Mich haben sie allerdings nicht gefragt, bevor sie meinten, eine solche Generalaussage treffen zu können.

Aber noch viel lustiger sind die Männer, die meinen, den Frauen ginge es in der Katholischen Kirche ganz schlecht und es sei an der Zeit, dass sie (also die Frauen) sich endlich wehren und protestieren und was ändern und für ihre Rechte kämpfen und und und...
Nett, liebe Männer, wenn ihr euch um mich sorgt. Aber ich fühle mich gar nicht unterdrückt und auch nicht benachteiligt.

Und dann sind da noch - und das finde ich ganz skurril - die Menschen, die gar nicht katholisch sind, denen Glaube und Religion am Allerwertesten vorbeigehen, die aber trotzdem sehr engagiert davon sprechen, dass die Katholische Kirche (der sie nicht angehören und deren Mitgliedschaft sie auch niemandem empfehlen würden) ihren Umgang mit dem weiblichen Geschlecht dringend ändern müsse.

Auf all diese Bemühungen kann ich nur antworten:
Mir geht es gut in dieser Kirche, danke. Ihr müsst mich nicht befreien. Und auch nicht für mich sprechen und irgendwas behaupten, was ich angeblich will.

Ich habe das Gefühl, dass meine Meinung im derzeitigen öffentlichen Diskurs in Deutschland nicht gehört wird. Darum will ich in diesem Blog zu verschiedenen katholischen Themen Stellung nehmen - aus meiner Sicht als Frau in der Kirche.

Ich freue mich, wenn meine Beiträge gelesen werden. Gerne darf auch munter kommentiert werden, solange dies mit höflicher Wortwahl geschieht. Schlammschlachten mag ich in meinem Blog nicht haben, sachliche Diskussionen gerne! :)

DIY als Weltanschauung - klares Nein zum Schöpfer

Wir Christen glauben an einen Gott, der diese Welt, ja das ganze Universum erschaffen hat. Das klingt nach einer Binsenweisheit, aber ich ...