Dienstag, 20. August 2019

DIY als Weltanschauung - klares Nein zum Schöpfer

Wir Christen glauben an einen Gott, der diese Welt, ja das ganze Universum erschaffen hat.

Das klingt nach einer Binsenweisheit, aber ich habe den Eindruck, dass sich der aktuelle Zeitgeist damit sehr sehr schwer tut.

Wenn es einen Gott gibt, der alles erschaffen hat und dem diese Welt nicht wurscht ist, dann bedeutet das,
1. dass wir alles aus seiner Hand empfangen und es erst mal ist und bestimmte Wesensmerkmale hat, die nicht wir ihm aufgeprägt haben und
2. dass wir nicht alle Macht über alles haben, weil wir nur das tun können, was der Schöpfer auch zulässt.

Heutzutage greift in unserer Gesellschaft eine Do-it-yourself-Mentalität um sich. Der Mensch - anstatt sich und die Welt aus der Hand des Schöpfers zu empfangen und zu schauen, was er mit der gottgegebenen Realität anfängt - möchte sich selbst erfinden und sich seine eigene Realität basteln.

Das hat viele Facetten - ein paar Beispiele:

Wie viele Geschlechter gibt es? Hat der Schöpfer, wie die Bibel sagt, den Menschen als Mann und Frau geschaffen, oder kann der Mensch, wenn es ihm beliebt, 148 eigene Geschlechter definieren? Bin ich als Mensch dazu gerufen, meine Identität, die Gott mir gegeben hat, zu entdecken und zu entfalten, oder entscheide ich selbst, ob ich Männlein, Weiblein oder * (was auch immer das sein mag) bin?

Empfange ich ein Kind aus der Hand des Schöpfers, der den Schöpfungsakt in den Höhepunkt der Liebe, in die tiefste und lustvollste Vereinigung zwischen mir und meinem Mann legt, und unsere Liebe in besonderer Weise heiligt, indem er uns beide an der Erschaffung eines neuen Menschen teilhaben lässt? Oder bestelle ich ein im Reagenzglas gezeugtes Designerbaby?

Nehme ich meinen Leib an, wie er ist, und glaube daran, dass Gott auch bei meiner Erschaffung sah, dass es sehr gut war, wie die Bibel sagt? Oder brauche ich ein paar Schönheitsoperationen, bis ich mit meinem Körper zufrieden sein kann?

Sind Ehe und Familie Erfindungen des Schöpfers, die einen tiefen Sinn haben und ein Abbild Gottes sind? Oder können wir die Begriffe "Ehe" und "Familie" nach Lust und Laune selber definieren?

Die DIY-Mentalität lässt uns die Realität nicht mehr annehmen, wie sie ist, sondern sie ständig verbessern wollen. Es gibt doch tatsächlich den Begriff "augmented reality" - als wäre die von Gott geschaffene Realität nicht ausreichend und müsste erst noch gepimpt werden!

Diese Einstellung ist nicht nur deshalb gefährlich, weil sie ein klares Nein zum Schöpfer ist. Wir rotzen damit Gott vor die Füße und sagen: "Naja, netter Versuch, deine mickrige Schöpfung da... wir machen jetzt mal was Gescheites draus!"

Diese Mentalität versperrt uns auch selbst den Blick auf die Schönheit der Schöpfung, auf das Gute, Wahre, Große. Wenn wir nur denken: "Wenn ich die Welt erschaffen würde, dann würde sie so aussehen", dann sehen wir nicht, dass die Welt, die Gott erschaffen hat, noch viel wunderbarer ist, als wir uns jemals ausdenken könnten! Wer alles selber machen will, der hat nie gelernt zu staunen über das, was da ist.

Es gibt so viel Wunderbares zu entdecken - in der Welt, in unseren Mitmenschen, und vor allem auch in uns selbst! All das Große zu entdecken, das Gott in uns hineingelegt hat, und es zur Entfaltung zu bringen, ist so viel schöner, als etwas sein zu wollen, das wir nicht sind!

Eine Frau, die sein möchte wie ein Mann (traurigerweise laufen davon sehr viele rum und nennen sich ironischerweise ausgerechnet "Feministinnen"), hat keinen Blick dafür, wie wunderbar ihre eigene Weiblichkeit ist. Sie verpasst, dieses Geschenk, das der Schöpfer in sie hineingelegt hat, ihr Frausein zu entdecken, darüber zu staunen und es zur Entfaltung zu bringen. Stattdessen versucht sie, ein besserer Mann zu sein, was ihr niemals gelingen kann, weil sie eben keiner ist.

Und damit sind wir auch direkt beim zweiten Punkt: Wir können nicht alles. Wir haben nicht alle Macht. (Gott sei Dank, denn sonst wäre diese Welt das reinste Chaos.)

Wir können uns selbst nicht erfinden, sondern (und das ist eine sehr schöne und große Lebensaufgabe!) wir dürfen uns entwickeln nach dem guten, liebevollen und einzigartigen Plan Gottes, der uns nicht fix und fertig in diese Welt gestellt hat, sondern möchte, dass wir wachsen und selbst an unserer Entwicklung mitwirken, und zwar Hand in Hand mit unserem Schöpfer und nicht gegen ihn.

Nein, wir können nicht alles. Wir können auch diese Welt nicht untergehen lassen, davon bin ich überzeugt.
Momentan herrscht vielerorts eine Weltuntergangs-Panik-Stimmung: Wenn wir jetzt nicht [wasauchimmer], dann wird die Erde demnächst kaputtgehen!

Wir Christen glauben aber an die Wiederkunft Jesu Christi. Diese Wiederkunft ist keine Katastrophe, in der die Erde zerstört wird. Das Buch der Apokalypse spricht zwar davon, dass Teile der Erde durch Naturkatastrophen und Kriege zerstört werden. Dass das in der Realität so ist, können wir nicht bestreiten. Doch die Bibel spricht auch davon, dass Jesus Christus ein zweites Mal auf diese Erde kommt, diesmal nicht als unscheinbarer Mensch wie vor 2000 Jahren, sondern mit seiner ganzen Macht und Herrlichkeit. Wenn aber Jesus auf die Erde kommen will, dann wird er nicht zulassen, dass sie vorher von den Menschen zerstört wird. Gott hat diese Erde geschaffen, und er lässt sich sein Meisterwerk nicht kaputtmachen!

Natürlich haben wir die Aufgabe, mit der uns geschenkten Erde sorgsam umzugehen. (Auch das steht übrigens in der Bibel und ist keine Erkenntnis des 21. Jahrhunderts.) Und es ist dringend notwendig, dass wir uns über unseren Konsum Gedanken machen und nicht Ressourcen verschwenden ohne Ende und die Weltmeere vermüllen.

Aber was zutiefst unchristlich ist, ist der Glaube, dass die Existenz der Erde zu 100% von der Menschheit abhängt. (Wenn das so wäre, würde sie auch höchstwahrscheinlich längst nicht mehr existieren, weil irgendein Irrer sie längst mit einer Mega-Atombombe in die Luft gesprengt hätte.)

Die Welt ist in der Hand Gottes.
Er ist der Schöpfer und wir die Geschöpfe, nicht umgekehrt.

Und das bedeutet, dass wir sorgsam mit seinen Geschenken umgehen sollen, dass wir uns an seine Spielregeln zu halten haben, dass wir die Realität annehmen und gestalten sollen nach seinem Willen, und dass wir nichts tun können, wenn Gott es nicht zulässt.

In diesem Sinne können wir uns ein Zitat von Francis Spellman zum Leitspruch nehmen:
"Bete, als ob alles von Gott abhinge, aber arbeite, als ob alles von dir abhinge!" (Quelle)
Sobald wir eine Hälfte dieses Satzes missachten, sind wir in der Schieflage. Die Anbetung des Schöpfers erfordert beides: das Vertrauen in seine Macht und Weisheit und das Wahrnehmen unserer Mitverantwortung für die Schöpfung. 

Samstag, 11. Mai 2019

Die Machtfrage in der Kirche

In letzter Zeit habe ich sehr widersprüchliche Forderungen und Argumente gehört, die aus derselben Ecke kamen. Manchmal scheinen gerade diejenigen, die am lautesten schreien, nicht darüber nachgedacht zu haben, was sie eigentlich wollen.

Ich bin ja der Meinung, mit dem Verstand nachdenken hilft und bringt weiter als sich nur von seinen Emotionen leiten zu lassen. Gerade wenn man etwas zunächst nicht versteht, ist es durchaus nützlich, zuerst zu fragen: "Warum ist das so?", bevor man schreit: "Das ist falsch!" Aber das mal nur als Randbemerkung.

Nun also zu den zwei widersprüchlichen Aussagen:

Zum einen höre ich in letzter Zeit häufig die Behauptung, in der Kirche ginge es sehr viel um Macht. Es wird behauptet, Priester und Bischöfe würden ihre Macht ausnutzen. Das sei falsch und müsse dringend geändert werden.

An dieser Aussage ist ein Teil richtig, nämlich: Der Kirche, d.h. den einzelnen Mitgliedern der Kirche, darf es nicht um Macht gehen. Jesus selbst sagt zu dem Thema ganz deutlich:
"Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Großen ihre Vollmacht gegen sie gebrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein." (Mt 20, 25-27)
 Machtstreben soll in der Kirche nicht sein, das ist richtig.

Nicht richtig ist hingegen die erste Behauptung. Zunächst einmal liegt hier ganz offensichtlich eine Verwechslung vor. Die Grundannahme hinter dieser Behauptung ist, dass eine Weihe ganz automatisch mit Macht verbunden ist, während Laien grundsätzlich keine Macht haben. Das ist sachlich einfach falsch.

Eine Weihe ist eine geistliche Angelegenheit; es ist etwas, das in der "unsichtbaren Welt" stattfindet, d.h. ein Wirken Gottes, das nicht sichtbar ist. Es ist so wie z.B. mit der Taufe: Bei der Taufe ist für uns nur das äußere Zeichen wahrnehmbar, also das Übergießen mit Wasser und die dazu gesprochenen Worte. Was Gott dabei wirkt, nämlich dass er den Täufling zu seinem Sohn oder seiner Tochter macht, das sehen wir nicht. Genauso sehen wir nicht, was bei der Weihe passiert.

Durch die Priesterweihe erhält der Weihekandidat gewisse Vollmachten von Gott, wie z.B. die Sündenvergebung in der Beichte oder die Wandlung der Gaben in der Eucharistie. Es sind sozusagen Vollmachten für übernatürliche Dinge. Die Weihe gibt ihm aber keine irdische Macht über andere Menschen.

Die Verwechslung fängt vielleicht schon damit an, dass die Worte "Priester" und "Pfarrer" nicht unterschieden werden. Ein Priester ist eine Person, die die Priesterweihe empfangen hat; aber bei weitem nicht jeder Priester ist auch Pfarrer. Ein Vikar (oder Kaplan) ist ein Priester, der dem Pfarrer untersteht. Und ein Ordenspriester ist nicht nur (wie jeder Priester) Gott, dem Papst und seinem Bischof Gehorsam schuldig, sondern auch der Leitung seines Ordens.

Es gibt also genügend Priester, die ganz offensichtlich keine Macht haben. Und wie ist das bei Pfarrern und Bischöfen?

Als Mitglied des Pfarrgemeinderates bekomme ich hautnah mit, dass die Macht unseres Pfarrers sehr begrenzt ist. Natürlich ist die Stelle des Pfarrers eine Leitungsposition. Aber das darf man sich nicht so vorstellen, als ob der Pfarrer alles bestimmen würde. Die wichtigen Entscheidungen unserer Seelsorgeeinheit können ohne den Beschluss des Pfarrgemeinderates oder gar gegen ihn nicht getroffen werden.

Selbst wenn unser Pfarrer über den PGR hinweg regieren wollte, könnte er es nicht, denn da schaut ihm die Bistumsleitung auf die Finger und überprüft regelmäßig seinen Führungsstil. Wer also eine Machtposition sucht - das Amt des Pfarrer ist keine.

Und der Bischof? Auch hier wäre es sehr naiv zu glauben, dass der Bischof der Alleinherscher seiner Diözese wäre oder sein könnte. Auch der Bischof ist an diverse Gremien gebunden und in der Bistumsleitung gibt es mehr Mitarbeiter, als man zunächst annehmen mag.

Also, um das bisher Gesagte kurz zusammenzufassen:
1. Weihe bedeutet nicht Macht.
2. Leitungspositionen in der Kirche sind nie so, dass eine Person machen kann, was sie will. Denn abgesehen davon, dass sie Gott Gehorsam schuldet, sind viele weitere Personen in die Leitung involviert und können nicht übergangen werden.

Soweit zur ersten Aussage. Die zweite, die in meinen Augen im Widerspruch zur ersten steht, lautet:
"Die Frauen in der Kirche sollen mehr Macht bekommen!"

Hä - wie jetzt?!

Nachdem "Macht" als etwas Schlechtes dargestellt worden und klargestellt worden ist, dass Mitarbeiter der Kirche nicht nach Macht streben sollen, wird jetzt ein Machtstreben ganz deutlich, ja, jetzt wird Macht als ein Recht eingefordert. #findedenfehler #logik

Als erste Reaktion darauf kann ich nur auf das oben genannte Jesuszitat hinweisen: Machtstreben in der Kirche ist nicht. Das gilt gleichermaßen für Männer und Frauen. Niemand hat für sich Macht einzufordern, unabhängig von seinem Geschlecht.

Die Logik der Aussage: "Machtstreben von Männern ist schlecht, Machtstreben von Frauen ist gut", erschließt sich mir nicht und sie wäre auch völlig unbiblisch.

Abgesehen davon haben Frauen in der Kirche Macht und Einfluss. So viele Frauen sitzen in Pfarrgemeinde- und Diözesanräten und anderen Gremien; so viele Frauen haben hauptberuflich kirchliche Leitungspositionen inne. Man darf sich nicht davon blenden lassen, dass der Bischof ein Mann ist. In der Bistumsleitung arbeiten viele Frauen. (Und die Leitung der weiblichen Ordensgemeinschaften liegt sowieso zu 100% bei Frauen.)

Wer das nicht glauben will, möge gerne mal googeln und recherchieren, wie viele Frauen in Leitungspositionen der Kirche sitzen und wie viele in der Wirtschaft. Der Vergleich wird überraschen.

Wenn dann die Forderung "Gebt den Frauen Macht!" auch noch in den Ruf mündet, Frauen sollten zu Priestern geweiht werden, ist das Ganze völlig absurd. Denn wie oben dargestellt bedeutet die Priesterweihe ja gar nicht Macht.

Eine Frau, die sich eine verantwortungsvolle Aufgabe in der Kirche wünscht, kann sich z.B. auf eine Stelle in der Bistumsleitung bewerben. Allerdings hoffe ich sehr, dass die Verantwortlichen für die Stellenbesetzung niemanden (weder Mann noch Frau) einstellen, der sich auf die Stelle bewirbt, um Macht zu haben.

Dienstag, 7. Mai 2019

Darf er das?

Ich liebe dieses Programm von Chris Tall, wo er darüber spricht, dass wir oft solche Angst davor haben, etwas politisch Inkorrektes zu sagen, dass wir, wenn jemand eine Bemerkung über eine Randgruppe macht, sofort schockiert sind und uns fragen: "Darf er das?"



Manchmal denke ich, dass diese Meinung, dass manches politisch nicht korrekt sei und deshalb nicht ausgesprochen werden dürfe, sich schon so sehr in uns breitgemacht hat, dass sie auch schon unseren Bezug zur Religion ergriffen hat.

Was darf Religion heute noch, was darf sie nicht? Was darf die Kirche, was darf sie nicht? Was darf Gott, was darf er nicht?

Sind wir nicht schon so weit, dass wir Gott einen Maulkorb anlegen wollen?
"Also das ist jetzt meine Privatsache, da bin ich ja wohl niemandem Rechenschaft schuldig!" - Gibt es nicht Bereiche in unserem Leben, wo wir Gott lieber draußen halten wollen?

Sex zum Beispiel. Wir lassen uns in der Sonntagspredigt gerne erzählen, dass wir zu unseren Nachbarn nett sein sollen. Aber wehe, der Pfarrer spricht über den Umgang mit Sexualität! Wann, wie und mit wem ich Sex habe oder nicht habe, darf mir doch keiner vorschreiben! Oder? Darf er das??

Wenn Gott diese Welt erschaffen hat, wenn er den Sex erschaffen hat, wie kommen wir da eigentlich auf die Idee, dass ihn dieses Thema nix anzugehen hat und dass ich damit mache, was ich will?

Darf Gott heute noch die Spielregeln für seine Schöpfung bestimmen? Darf er das?? Oder hat er sich nicht auf seine Wolke zurückzuziehen und uns in Ruhe zu lassen?

Es geht ja schon los, wenn man nur die ersten Sätze der Bibel liest. Gott erschafft die Welt, er erschafft den Menschen, und dann heißt es da: "Als Mann und Frau schuf er sie." - Oh! Darf er das??

Darf Gott in unser heutigen Gesellschaft noch sagen: "Ich habe den Menschen als Mann und Frau erschaffen." ? Darf der Mensch sich denn sein Geschlecht nicht selber aussuchen? Was ist denn dieser Gott für ein Diktator, dass er dem Menschen sein Geschlecht vorschreiben will? Muss der aufgeklärte Mensch von heute sich das noch gefallen lassen?

Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Mensch, das Individuum, alles für sein Leben selbst bestimmen will. Wir halten den Individualismus für dermaßen normal, dass wir direkt allergisch reagieren, wenn uns jemand etwas vorschreiben will: Oh! Darf er das??

Gerade in letzter Zeit werden häufig Stimmen laut, die der Kirche verbieten wollen, irgendwelche Vorschriften zu machen. Die Kirche hat klare Regeln. Darf sie das??
Nach unserem Empfinden heutzutage darf sie das offenbar nicht!

Aber schauen wir doch mal auf die Tatsachen:

1. Die Kirche glaubt an einen Gott, der die Welt erschaffen hat und dem nicht egal ist, was damit passiert. Das bedeutet: Nach dem Glauben der Kirche gibt es einen Gott, der gewisse Regeln festgelegt hat.

2. Die Kirche glaubt weiter, dass dieser Gott sich den Menschen geoffenbart hat und dass er selbst die Kirche in dieser Welt gegründet hat, damit sie den Menschen aller Zeiten und Generationen diese Offenbarung weitergebe.

3. Daraus folgt: Die Kirche kann gar nicht anders, als an den Regeln festzuhalten, von denen sie glaubt, dass Gott sie eingesetzt und der Kirche anvertraut hat. Die Kirche würde ihre Grundlage verlieren, wenn sie aufhören würde, den Menschen zu sagen, was richtig und falsch, gut und böse ist.

4. In Deutschland herrscht Religionsfreiheit. Das bedeutet: Niemand muss hier katholisch sein. Wer überzeugt ist, dass die Lehre der Katholischen Kirche falsch ist, der kann problemlos konvertieren bzw. gar nicht erst katholisch werden. Niemand wird gezwungen, an etwas festzuhalten, an das er nicht glaubt.

Meine Schlussfolgerung: Ich verstehe das Mimimi nicht.

Wer nicht katholisch sein will, soll es lassen. Es gibt Alternativen, z.B. evangelisch, altkatholisch oder freikirchlich. Es gibt so viele christliche Konfessionen, da ist für jeden Geschmack was dabei.
Wer nicht glaubt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, sondern wer ihn nur für einen Sozialarbeiter hält, der vor 2000 Jahren gewaltfreie Kommunikation gelehrt hat, der kann sich auch für eine andere Religion als das Christentum entscheiden.
Und wer überhaupt nicht glaubt, dass es eine höhere Macht gibt, die irgendeine Rolle spielt, der muss ja gar keiner Religion angehören. Niemand muss hier irgendwas.

Aber wer meint, dass die Kirche unrecht hat, der soll ihr doch bitte einfach den Rücken kehren und sie sein lassen, wie sie ist. Es gibt nämlich eine Menge Menschen, die die Lehre der Kirche für wahr und richtig halten und nicht der Meinung sind, die Kirche müsse sich dem Zeitgeist anpassen. - Oh! Dürfen die das??

Sonntag, 28. April 2019

Gedanken zur Barmherzigkeit

Heute ist Barmherzigkeitssonntag. Leider wird dieses Fest häufig vergessen, weil viele Gemeinden an diesem Tag Erstkommunion feiern.

Ich finde es schön, dass es ein eigenes Fest gibt, um die Barmherzigkeit Gottes zu feiern. Immerhin gibt es keinen Tag im Jahr, an dem wir in besonderer Weise der Allmacht Gottes gedenken oder seiner Schöpferkraft oder seiner Weisheit. Aber heute feiern wir, dass Gott barmherzig ist.

Spätestens seit Papst Franziskus wird ja in der Kirche häufig von der Barmherzigkeit Gottes gesprochen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass das Wort "Barmherzigkeit" oft auch missverstanden wird.

Mir fällt immer wieder auf, dass das Argument "Wir müssen barmherzig sein, weil Gott barmherzig ist", häufig in Situationen gebraucht wird, in denen es um Moral geht. Wenn es um das Verhalten eines Menschen geht, dann wird Kritik gerne abgewürgt mit der Begründung, das entspreche nicht der Barmherzigkeit Gottes.

Die Tendenz geht heutzutage oft dahin, die Sünde kleinzureden. Nach dem Motto: "Ja, das entspricht nicht den Geboten Gottes, aber hey, nicht so schlimm, Gott ist ja barmherzig! Wir sollten nicht so gesetzlich sein!"

Aber hat Jesus auch so gesprochen? Nehmen wir mal das Beispiel von der Ehebrecherin, zu der Jesus sagt: "Ich verurteile dich nicht!" (in Kapitel 8 des Johannesevangeliums). Wie sind diese Worte zu verstehen? "Du hast zwar gesündigt, aber weil ich barmherzig bin, ist das nicht so schlimm. Mach einfach weiter wie bisher, ist schon okay, ich hab Verständnis für dich. Du hast es echt nicht leicht mit deinem Ehemann, wie sollte ich dir da verübeln, dass du eine Affäre hast?" Ist es das, was Jesus sagt?

Nein, Jesus sagt wörtlich: "Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" (Joh 8,11).
Jesus verurteilt die Frau nicht, sondern gibt ihr eine zweite Chance. Er spricht sie frei, nicht damit sie so weitermacht wie bisher, sondern um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen: "Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" Das heißt: "Du weißt jetzt, dass es falsch war - also ändere dein Leben und folge von nun an den Geboten!"

Jesus ist da ganz kompromisslos. Er sagt nicht: "Jetzt besprechen wir mal deine Situation und dann schauen wir, ob du den Ehebruch mit deinem Gewissen vereinbaren kannst..." Nein, er sagt ganz klar: Sünde ist Sünde, sie ist schlecht, und du sollst sie wirklich vermeiden.

Die Wahrheit zu verschweigen, weil sie unbequem ist, ist nicht Liebe. 

Wenn ich einen Schnittlauch zwischen den Zähnen habe, ist es mir lieber, jemand weist mich darauf hin, als dass ich stundenlang meinen Mitmenschen ein Schnittlauchlächeln schenke, bis ich das endlich mal merke oder mir die sowieso die Zähne putze.

Wenn jemand eine ansteckende Krankheit hat, ist es mir lieber, dass er mir das sagt, bevor ich ihm zu nahe komme und mich anstecke.

Warum stellen wir an einem Abgrund oder in einer heiklen Verkehrssituation Warnschilder auf? Weil es besser ist, Menschen die unbequeme Wahrheit zu sagen, als sie in ihr Verderben laufen zu lassen.
Es wäre eben nicht barmherzig, einem Wanderer zu verschweigen, dass er den Weg nicht weitergehen sollte, weil er sonst in den Abgrund stürzt.
Es wäre auch keine Barmherzigkeit, wenn Eltern ihrem Kind niemals sagen würden, dass es nicht auf die heiße Herdplatte oder in die Steckdose greifen darf.
Es ist auch nicht unbarmherzig, das Kind notfalls vom Herd wegzuziehen, bevor es auf die heiße Platte greift. Es im Namen der Freiheit und Selbstbestimmung hingreifen zu lassen, wäre grausam.

Worauf will ich hinaus? Ich will deutlich machen, dass Liebe und Wahrheit zusammengehören. Wenn ich sehe, dass jemand auf dem falschen Weg ist, dann ist es ein Werk der Barmherzigkeit, ihm das auch zu sagen.
Natürlich geht es nicht darum, dem anderen die Wahrheit wie einen Prügel um die Ohren zu hauen. Es geht nicht darum, den anderen zu erniedrigen, sondern ihm die Hand zu reichen und ihm zu helfen, wieder die richtige Orientierung zu bekommen.

Sünde schadet dem Menschen. Sie schönzureden und so zu tun, als würde die Sünde keinen Schaden anrichten, ist nicht barmherzig. Barmherzig ist, den Sünder nicht zu verwerfen, abzustempeln, zu verurteilen - sondern ihm zu helfen, von der Sünde loszukommen. Das ist der Weg Gottes, der Weg der Barmherzigkeit.

Samstag, 27. April 2019

Der Aberglaube erstaunlich vieler Theologen

Ich staune in der letzten Zeit nicht schlecht darüber, wie viel Aberglaube (zumindest in Deutschland, weltkirchlich ist das glaube ich gar nicht so verbreitet) unter den Theologen (d.h. denen, die es nun wirklich besser wissen sollten!) herrscht.

In letzter Zeit höre ich oft die Aussage: Frauen sollten zu Priesterinnen geweiht werden dürfen!

Bei diesem Satz ist aber die Grundannahme verkehrt. Denn die erste Frage ist nicht, ob Frauen geweiht werden dürfen, sondern ob sie es denn können.

Ich muss von vorne anfangen: Was ist die Priesterweihe?

Im Gegensatz zur Evangelischen Kirche, wo Pfarrer(innen) von Menschen ernannt werden, ist die Priesterweihe ein Sakrament.

Ein Sakrament ist eine äußere Handlung, die Menschen vollziehen, doch der eigentlich Handelnde ist Gott. Das mit den fünf Sinnen Wahrnehmbare ist nur ein äußeres Zeichen, das eben dazu dient, dass wir wahrnehmen, dass jetzt etwas Bestimmtes geschieht. Aber das eigentliche Geschehen des Sakraments ist für unsere Sinne nicht wahrnehmbar.

Ein Beispiel:
In der Beichte spricht der Priester dem Beichtenden die Vergebung Gottes zu. Aber es ist Gott, der die Sünden vergibt, nicht der Priester. Die Worte des Priesters sind das äußere Zeichen; die Vergebung Gottes ist aber das eigentliche Geschehen des Sakraments.

Ja, in den Sakramenten knüpft Gott tatsächlich sein Wirken an das Handeln des Menschen. Hier hat der Mensch eine große Verantwortung.
Deshalb sind die Sakramente etwas so Heiliges und es gibt genaue Kriterien, wann ein Sakrament "gültig" gespendet wurde, also ob hier Gottes Handeln tatsächlich stattgefunden hat.

Wenn nun also die Priesterweihe ein Sakrament ist, dann ist es Gott, der am Werk ist. Gott verwandelt den einfachen Mann, der die Weihe empfängt, in einen Priester, der ab diesem Zeitpunkt gewisse göttliche Vollmachten hat, wie z.B. das Bußsakrament zu spenden, also in Gottes Namen Sünden zu vergeben.

Sind die Bedingungen für ein Sakrament nicht gegeben, dann findet das Sakrament auch nicht statt. Um nochmal die Beichte als Beispiel zu nehmen: Wenn der Beichtende seine Sünden nicht bereut, dann kann der Priester zwar die Lossprechungsworte sagen, doch die Vergebung findet dann trotzdem nicht statt. Äußerlich sieht alles genauso aus wie in einer gültigen Beichte; doch der Mensch, der nicht bereut, empfängt das Sakrament der Vergebung nicht.

Wie ist das nun bei der Priesterweihe? Ich habe die Frage gestellt, ob Frauen denn zu Priestern geweiht werden können.

Die Kirche hat keinen Anhaltspunkt dafür, dass es möglich wäre. Gott hat (aus welchem Grund, das will ich hier gar nicht diskutieren, denn Gott ändert seine Entscheidung auch nicht, wenn wir sie doof oder sinnlos finden) ganz offenbar die Priesterweihe den Männern vorbehalten. Selbst Maria, die er über alle Apostel und überhaupt alle anderen Menschen erhoben hat, hat er nicht zum Priestertum berufen. Ob es uns schmeckt oder nicht, so hat der Boss das entschieden.

Das bedeutet für uns: Selbst wenn wir der Meinung sind, Frauen sollten die Priesterweihe empfangen dürfen, so können wir zwar die Zeremonie entsprechend durchführen - sämtliche Priester und selbst der Papst können einer Frau die Hände auflegen und sie zur Priesterin weihen wollen - es wird dennoch nichts geschehen.

Anders ausgedrückt: Die Kirche hat von Gott nicht die Vollmacht, Frauen zu Priestern zu weihen. Genauso wenig hat sie übrigens die Vollmacht, Tiere zu weihen - oder Engel. Die Priesterweihe ist männlichen Menschen vorbehalten. Das ist keine Diskriminierung der Engel, sondern eine klare Aufgabenverteilung.

So wie ein Mann keine Kinder gebären kann. Wir können, wie "Loretta" (siehe Filmausschnitt unten) darüber diskutieren, ob Männer gebären dürfen - sie können es halt einfach nicht. Das hat der Schöpfer so festgelegt. Das ist auch sein gutes Recht, es ist schließlich seine Welt.

Bitte nicht falsch verstehen:
Ich sage nicht: Weil Männer keine Kinder gebären können, können Frauen nicht geweiht werden. Das wäre Quatsch. Ich sage: Unser Schöpfer hat gewisse Dinge festgelegt, die wir nicht ändern können.

Und da wir sie nicht ändern können, hat es auch keinen Sinn, darüber zu diskutieren. Argumente für oder gegen das Frauenpriestertum aufzuzählen bringt nichts, weil die Sache längst entschieden ist - weil Gott sie entschieden hat und wir nichts daran ändern können.

Wir können natürlich Frauen erlauben, Priesterinnen zu werden. Aber weihen können wir sie nicht.
Zu denken, wir könnten es, ist Aberglaube. 


Hier nun also "Loretta" und die Diskussion um können und dürfen:


Freitag, 26. April 2019

Was ich alles wollen soll!

Es ist schon erstaunlich, was Leute meinen, was ich will. Oder wollen soll. Und wie schlimm es sei, wenn ich nicht wolle, was diese Leute meinen, was ich dringend wollen sollte.

Zur Zeit wird in Deutschland viel diskutiert über die Katholische Kirche und Frauen, bzw. über Frauen in der Katholischen Kirche.

Ich bin eine Frau (und zwar sehr gerne) und katholisch (ebenfalls sehr gerne) und wundere mich.

Da gibt es Frauen, die ihre Meinung nicht nur kundtun, sondern auch behaupten, dass alle katholischen Frauen dieser Meinung seien. Mich haben sie allerdings nicht gefragt, bevor sie meinten, eine solche Generalaussage treffen zu können.

Aber noch viel lustiger sind die Männer, die meinen, den Frauen ginge es in der Katholischen Kirche ganz schlecht und es sei an der Zeit, dass sie (also die Frauen) sich endlich wehren und protestieren und was ändern und für ihre Rechte kämpfen und und und...
Nett, liebe Männer, wenn ihr euch um mich sorgt. Aber ich fühle mich gar nicht unterdrückt und auch nicht benachteiligt.

Und dann sind da noch - und das finde ich ganz skurril - die Menschen, die gar nicht katholisch sind, denen Glaube und Religion am Allerwertesten vorbeigehen, die aber trotzdem sehr engagiert davon sprechen, dass die Katholische Kirche (der sie nicht angehören und deren Mitgliedschaft sie auch niemandem empfehlen würden) ihren Umgang mit dem weiblichen Geschlecht dringend ändern müsse.

Auf all diese Bemühungen kann ich nur antworten:
Mir geht es gut in dieser Kirche, danke. Ihr müsst mich nicht befreien. Und auch nicht für mich sprechen und irgendwas behaupten, was ich angeblich will.

Ich habe das Gefühl, dass meine Meinung im derzeitigen öffentlichen Diskurs in Deutschland nicht gehört wird. Darum will ich in diesem Blog zu verschiedenen katholischen Themen Stellung nehmen - aus meiner Sicht als Frau in der Kirche.

Ich freue mich, wenn meine Beiträge gelesen werden. Gerne darf auch munter kommentiert werden, solange dies mit höflicher Wortwahl geschieht. Schlammschlachten mag ich in meinem Blog nicht haben, sachliche Diskussionen gerne! :)

DIY als Weltanschauung - klares Nein zum Schöpfer

Wir Christen glauben an einen Gott, der diese Welt, ja das ganze Universum erschaffen hat. Das klingt nach einer Binsenweisheit, aber ich ...